Reinharz (Bad Schmiedeberg)
Gellert an Johanna Elisabeth, Fürstin von Anhalt-Zerbst 15. März 1757
Schloss und Park Reinharz, künstlerisch detailreich ausgeführt, sind umgeben von Laub- und Nadelwäldern und befinden sich mitten im Naturpark Dübener Heide. Das Adelsgeschlecht derer von Löser zählt zu den ältesten Adelsfamilien in Sachsen. Von 1325 bis 1647 waren sie Besitzer der Burg und Herrschaft Pretzsch, die sie zu ihrem Stammsitz ausbauten. Reinharz gehörte der Familie seit 1486. Als Herr auch auf Klöden, Meuro und Steuereinnehmer des Kurkreises besaß Heinrich von Löser, Bauherr des Schlosses, mit dem Reichserbmarschallamt eine herausragende Stellung. Sein Sohn, Hans von Löser (1704–1763), reiste nach dem Studium der Jurisprudenz und Naturwissenschaften in Wittenberg durch die Niederlande, Frankreich und England und wurde nach seiner Rückkehr erst Kammerjunker, dann Kammerherr. Das Amt des Erbmarschalls übte er auf den Landtagen 1742, 1746 und 1749 aus. Seiner Erhebung in den Reichsgrafenstand folgte 1760 die Ernennung zum Konferenzminister.
Hans von Löser lud Gellert insbesondere zur Beratung der Erziehung seiner Kinder nach Reinharz, der sich erinnerte: »Alles ist in dem Haus … merkwürdig, der Herr mit seiner großen Gelehrsamkeit, mit seinem Laboratorio, mit seinen Künstlern, mit seinen zwölf lebendigen Kindern …«. Das Merkwürdige waren die Werkstätten nahe des Schlosses, wo der Graf hervorragende astronomische und chirurgische Geräte herstellen ließ, die durch ein eigenes Signet gekennzeichnet waren. Um astronomische Beobachtungen realisieren zu können, erhöhte er den Schlossturm auf 68 m, gestaltete aber auch das Schlossinnere prachtvoll neu, wovon man sich bei Besichtigungen und Konzerten überzeugen kann.Eine Sammlung Reinharzer Produkte befindet sich im Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden, wie das Spiegelteleskop, das zu den prominenten Exponaten gehört.