Wölkau (Schönwölkau)
Gellert an Johanna Erdmuthe von Schönfeld 13. Dezember 1760
Christian Fürchtegott Gellert, einer der bekanntesten Dichter der deutschen Aufklärung, geriet nach seinem Tod zunehmend in Vergessenheit. Neuere germanistische Forschungen haben sein literarisches und kulturgeschichtlich bedeutungsvolles Schaffen ins öffentliche Bewusstsein zurückgeholt. Diese Erkenntnis und das Wissen um die enge Beziehung zur Familie Vitzthum von Eckstädt auf Wölkau waren 1995 für die Kulturverwaltung des damaligen Landratsamtes Delitzsch Motivation, in Wölkau eine »Gellert-Ehrung« ins Leben zu rufen, die 2005 vom Verein »Patronatskirche – Kunst & Kultur Wölkau e. V.« übernommen wurde.
Die enge Freundschaft der Vitzthums mit Gellert ist auf eine Initiative der Gräfin Erdmuthe Dorothea Magdalena Vitzthum von Eckstädt zurückzuführen. Als Verehrerin seiner Werke und über seine ärmlichen Lebensumstände informiert, bat sie 1758 die sächsische Kurprinzessin, ihm jährlich 200 Taler auszubezahlen. Doch Gellert lehnte diese Pension mit der Begründung ab, dass er nicht bevorzugt behandelt werden möchte, da im Krieg jeder leiden müsse. Daraufhin entwickelte sich aber eine angeregte Korrespondenz, begleitet von zahlreichen Besuchen auf den Vitzthumschen Landsitzen. Die Gräfin schätzte Gellert nicht nur als begnadeten Dichter, sondern legte auch großen Wert auf seinen Rat bei der Erziehung ihrer Kinder aus erster Ehe oder bei der Besetzung von freien Pfarrstellen ihrer Güter. Während Gellert die persönliche Betreuung der beiden Söhne in der Zeit des Studiums in Leipzig übernahm, wählte er für die Tochter, Johanna Erdmuthe von Schönfeld, den Briefwechsel als Medium u. a. zur Vermittlung moralischer Inhalte und tugendhafter Verhaltensweisen.
Das Andenken an den Dichter wird in Wölkau durch die jährlichen »Gellert-Abende«, die Gellert-Grundschule, die Gellert-Kirche, die Gellertallee und das Gellert-Zimmer in der Patronatskirche in Ehren gehalten. Der Landkreis Nordsachen vergibt jährlich mit der Sparkasse Leipzig den »Gellert-Preis« im Wechsel für Literatur, Kunst und Musik.