Leipzig

»… meine Brüder, wo ist für Studirende mehr wahre Ehre, mehr Ruhe, mehr unschuldiges Vergnügen, mehr Freyheit und Nutzbarkeit von je her gewesen, als auf unserer Akademie? Haben wir nicht Schauspiele, Concerte, Gärten, Spaziergänge, Landhäuser, öffentliche Cabinetter, Büchersäle, Unterstützungen durch Stipendien und Freytische? Haben wir nicht Künste und Wissenschaften aller Arten zu unserm Dienste und zum Vergnügen?«
Gellerts Ermahnung an die Leipziger Studenten während einer Unruhe zit. nach Cramer 1774

Wo hätte man Gellert treffen können? Mit seinen Freunden im Schwendendörfer Garten beim Vorlesen und Lesen, beim Spazieren im Großbosischen Garten, nach Schönfeld oder im Rosental, beim Ausreiten mit seinen Studenten oder wenn er sich schwach fühlte, in der Sänfte, mit der er sich durch Leipzig tragen ließ, zu Mittag bei seinem Bruder, dem Fechtmeister und Oberpostkommissar, abends bei seinem Freund Andreas Wagner, beim Verleger Philipp Erasmus Reich, in der Pauliner- oder Nikolaikirche, zur Trinkkur in Hohmanns Garten am Halleschen Tor und natürlich in seiner Wohnung im Schwarzen Brett in der Rittergasse. Dort, wo sich in den 1740er Jahren die Autoren der Monatsschrift »Belustigungen des Verstandes und des Witzes« getroffen und die Stube mit Tabaksqualm durchzogen hatten:

Der unerbittlich kritische Satiriker Gottlieb Wilhelm Rabener, der Professor für Sittenlehre in Braunschweig Carl Christian Gärtner, der nach Kopenhagen berufene Theologe Johann Andreas Cramer, der Prediger und Dichter Johann Adolph Schlegel, Vater der Romantiker, oder Nikolaus Dietrich Giseke, der nach einem Hofpredigeramt in Quedlinburg als Superintendent nach Sondershausen ging. Gellert war schließlich der einzige, der in der Messestadt blieb und nach einer Zeit als Privatdozent seit 1751 eine außerordentliche Professur an der Universität Leipzig besaß, die ihm ein, wenn auch nicht üppiges, Einkommen sicherte; aufgebessert durch private Stunden, Geld- und Sachspenden.

Leipzig war Gellerts Lebenszentrum seit dem Studium. Denkmale und Namensgebungen in der Stadt erinnern daran. Die gemeinsame Grabstelle mit seinem Bruder Friedrich Lebrecht ist mit der originalen Grabplatte im Innenhof des Grassi Museums markiert. Beider Überreste sind mehrfach umgebettet und 1968 zum Südfriedhof Leipzig gebracht worden.
2014 hat sich in Leipzig ein Freundeskreis gegründet: Kontakt.